Hintergrund und Leseprobe

"Der unsichtbare Pilot"

Offizieller Klappentext des Buches


Nur wer einen Krieg überlebt hat, kann wahre Geschichten aus 1. Hand erzählen. Mein Großvater Kurt Eismann wurde 1920 geboren und war bereits mit 19 Jahren als Wehrmachtspilot in ganz Europa und auch in Afrika im 2. Weltkrieg unterwegs. Er flog alle möglichen Flugzeugtypen, war ausgebildet auch für die sogenannten "deutschen Wunderwaffen" - wie die Me 262. In Ungnade gefallen, wurde er später als Sanitätsflieger nach Russland geschickt. Er überlebte zusammen mit seinem Freund alle anderen Piloten seiner Staffel. Wieder und wieder holte er Verwundete von der Front und aus den Kesseln. Im Krieg blieb er einfach "unsichtbar". Nach allem, was er im 2. Weltkrieg und später in der DDR erlebt hatte, sagte er zu uns später sehr oft: "Ich hätte niemals gedacht, dass ich so alt werde." Und außerdem beschäftigte ihn fortwährend die Frage, wie nur "alles soweit kommen konnte". Dieses Buch soll nicht alles wiederholen, was über die Geschichte schon bekannt ist. Um die unbekannten Episoden geht es. Und darum, dass wir heute genauso in der Lage sind, epische Irrtümer und Fehler zu begehen, wie die Deutschen damals. Wir sind kein bisschen besser.



Auszug aus dem Prolog


Ein Russe und ein Deutscher sitzen an einem klapperigen Holztisch im Vorgarten. So könnte einer der Russen-Deutsche-Witze aus früheren Zeiten losgehen, bei denen zum Schluss als Pointe noch ein Amerikaner um die Ecke kommt, aber das hier ist kein Witz. 

 Wir sind mitten im 2. Weltkrieg zu Beginn des Jahres 1942, mitten in der Sowjetunion in einem abgelegenen Dorf im aufkommenden Frühling. Ein einzelnes, mickriges Häuschen steht am Waldrand auf einer Anhöhe. Von hier oben konnte man wunderbar in die noch schneebedeckte Landschaft runter bis zu den Nachbarbauern schauen. Das kleine Städtchen hinter dem Hügel war noch nicht zu sehen, aber es war auch nicht weit weg. Von ferne hörte man unentwegt einen Hahn krähen. Es taute bereits in der Vormittagssonne und das Tauwasser rieselte geräuschvoll aus dem löchrigen Fallrohr der Dachrinne. Hier und da kroch ein kleiner Strahl, nicht dicker als ein Draht, aus einem rostigen Loch hervor und schlängelte sich gemächlich abwärts. Tannenmeisen piepten in den Fichtenzweigen am Rande des Gartens. 

Die beiden Männer am Tisch schienen Spaß zu haben. Keinen ausufernden Spaß mit schallendem Lachen - eher dezent und vorsichtig, als täten sie heimlich etwas Verbotenes. Als wollten sie bloß nicht auffallen, obwohl niemand sonst in der Nähe war. So, als fürchteten sie sich ein bisschen vor sich selbst, mit dem was sie gerade taten. Sie waren offensichtlich keine Feinde - nicht sie persönlich. 

Warum eigentlich nicht? Russen und Deutsche 1942? Was konnten sie schon anderes sein? Aber dennoch saßen sie gemeinsam an diesem Tisch, als wäre das ganz normal. Waren sie Freunde? Dafür kannten sie sich viel zu kurz. Viel redeten sie auch nicht - das war auch etwas schwierig mit dem Russisch und dem Deutsch. Sie saßen einfach lange beieinander und rauchten gemeinsam eine Mischung Marke Eigenbau, eingerollt in russischem Zeitungspapier, während sie diskutierten. Abwechselnd stiegen kleine weißgraue Rauchwolken auf und der unebene Tisch, der eigentlich nur aus einer abgeschnittenen Baumscheibe als Tischplatte und 3 verschränkten Ästen als Tischbeinen bestand, war bestückt mit klarem, selbstgebrannten Kartoffelschnaps. Der wärmte ordentlich in der Kehle.

Yegor hieß der kleine, fast kahlköpfige Mann, der Schnaps, Zigaretten und auch sein Möbel selbst herstellte. Er wartete darauf, wie Kurt reagierte, ob es ihm schmeckte. Wenn der sich nach dem Schaps ordentlich schüttelte, klopfte sich Yegor auf die Schenkel und hatte seinen Spaß. Kurt war der lange Deutsche - sein Gast. Anfangs hatte Kurt es immer "Igor" ausgesprochen, bis die richtige Aussprache nach ein paar Tagen saß. Neben dem Kartoffelschnaps standen verschiedene Gerätschaften. Teilweise in gebrochenem Deutsch, teilweise in Landesprache wurde über diese Geräte gesprochen. Mit Händen und Fingern wurde gearbeitet. Zwischen den verstehenden "Da" - Bemerkungen von Yegor und gelegentlichen, freundschaftlichen Gesten wurde hin und wieder Kartoffelschnaps nachgeschenkt. Yegor schien das nichts auszumachen - er trank das fast wie Limo. Kurt brannte die Kehle aber schon ganz schön. Er wehrte nach 3-4 Gläschen immer entschiedener mit beiden Händen ab - es war ja erst Vormittag. Aber es half alles nichts. Die Flasche musste geleert werden und es war schließlich noch kalt genug im ausklingenden Kontinentalwinter, um das als Argument anzuführen - selbst, wenn es schon taute. Um zwischendurch einmal einen anderen Geschmack im Mund zu haben, stand neben jedem Schnapsglas auch ein kleiner Pott, der früher voll emailliert gewesen sein musste. Inzwischen zeigten sich jedoch viele dunkle Stellen auf der Innen- und Außenseite, wo die Emaille abgeplatzt war. Er enthielt ein kaffeeähnliches, heißes Getränk. Auch das wurde immer mal hörbar geschlürft. Soviel hatte Kurt inzwischen hier gelernt, wer nicht mitrauchte, der war irgendwie komisch, wer aber nicht mittrank oder gar den Selbstgebrannten verschmähte, der war durch und durch ein Unsympath. So toll schmeckte dieser Schnaps leider nicht gerade. Und er fuhr ganz schön in die Knochen. Trotzdem gab es schlimmere Strafen. Und das Nächste, was er hier lernte war: Einen Russen kannst du nicht unter den Tisch trinken. Das ist unmöglich.

Wie konnte es 1942 zu so einer unglaublichen Szene mitten im Krieg kommen? Zwischen einem Russen und einem Deutschen? Sie ist nicht erfunden, sondern original wiedergegeben und verbürgt von meinem Großvater.


Anmerkung Autor: Und wie die zustande kam, erfahrt Ihr im Buch. 

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